Karl Rudolf Brommy, eigentlich Carl Rudolph Bromme
(* 10. September 1804 in Anger; † 9. Januar 1860 in St. Magnus) war ein Marineoffizier und deutscher Konteradmiral. Er war Befehlshaber der ersten deutschen Reichsflotte.
Leben
Brommys Geburtshaus um 1900. Gedenktafel über der Toreinfahrt.
1929 abgerissen
Dienst in ausländischen Marinen
Über die frühen Seefahrtsjahre Brommes nach Verlassen der Navigationsschule in Hamburg im Sommer 1820 gibt es nur lückenhafte Aufzeichnungen.[2] Mit der Brigg Heinrich machte er offenbar einige Reisen nach Mittelamerika. Nach eigenen Angaben heuerte er ab 1822 auf verschiedenen US-amerikanischen Segelschiffen an und wurde 1826 zum Captain befördert.[3] In dieser Zeit änderte er auch die Schreibweise seines Namens nach der englischen Aussprache in Brommy. Für seine angebliche Beteiligung am chilenischen und später am brasilianischen Befreiungskampf fehlen jegliche Belege.
Angeregt durch Berichte über Thomas Cochrane, den an diesen Freiheitskriegen beteiligten britischen Admiral, schloss sich Brommy 1827 den Griechen in deren Unabhängigkeitskrieg an. Von 1827 bis 1828 führte Cochrane die Griechische Marine im Kampf gegen die Türken und Ägypter. Brommy war, nunmehr im Rang eines Korvettenkapitäns, in seine Dienste getreten. Zunächst war er ab 27. April 1827 Erster Offizier der 64-Kanonen-Segelfregatte Hellas (ex. amerik. Hope), anschließend in gleicher Funktion auf der 26-Kanonen-Segelkorvette Hydra, mit der er an der Bekämpfung der Piraterie im Archipel und an der Ausräucherung der Piratenhochburg Grabusa beteiligt war. Am 11. Juni 1828 wurde Brommy zum Fregattenkapitän befördert und Kommandant der 8x64-Pfünder-Raddampf-Korvette Enterprise (gr.: Epicheiresis), einem Schwesterschiff der von Fregattenkapitän Frank Hastings kommandierten und durch ihn berühmt gewordenen Radkorvette Karteria. An der Seeschlacht von Navarino am 20. Oktober 1827, bei der eine britisch-französisch-russische Flotte über die Türken und Ägypter siegte, hatte kein griechisches Kriegsschiff teilgenommen, also auch nicht Brommy. Im Geschwader des griechischen Admirals Miaoulis nahm Brommy an Kämpfen vor Preveza (Golf von Arta) teil und war an der Eroberung von Messolongi beteiligt.
1831 verließ Brommy das Land und unternahm wissenschaftliche Reisen durch Frankreich, England und Deutschland. Anschließend kehrte er nach Sachsen zurück. In Meißen veröffentlichte er unter dem Pseudonym R. Termo einen autobiographischen Roman. 1832 wurde der bayrische Prinz Otto von Wittelsbach als Otto I. König von Griechenland. Der griechischen Delegation unter Admiral Miaoulis, die den König von München in sein neues Reich begleiten sollte, schloss sich auch Brommy an.
Er wurde am 16. November 1832 wieder in seinem alten Dienstgrad Offizier der griechischen Marine. Gleichzeitig wurde er Kommandant eines alten Raddampfers, der Hermes und ein halbes Jahr später auf dessen Schwesterschiff Mercur.
Zugleich war Brommy Mitglied einer Marinekommission, Hafenkapitän und später Präfekt der von König Otto I. eingerichteten Seepräfektur in Poros[4]. Diesen Dienstposten musste er 1835 wieder verlassen, nachdem er durch ein Kriegsgerichtsverfahren zu 4 Monaten Arrest und 60 Drachmen Geldstrafe verurteilt wurde. Er hatte in Notwehr einen Unteroffizier geohrfeigt.[2]
Während der folgenden Dienstzeit im Marineministerium erstellte Brommy einen neuen Organisationsplan für die griechische Marine. Später wurde er stellvertretender Kommandeur der Militärschule zunächst in Ägina, dann in Piräus. Sein Wunsch nach Einrichtung einer eigenen Marineschule ging während seiner Dienstzeit in Griechenland
für ihn nicht in Erfüllung. Nach seinen Vorstellungen sollte eine Marineschule auf einem Schiff eingerichtet werden, um der Praxis auf See so nahe wie möglich zu sein. In mehreren Vorträgen vor König Otto warb Brommy für seinen Gedanken, jedoch ohne Erfolg. Selbst als 1848 der griechische Korvettenkapitän Leonid Palaskas die gleiche Idee hatte und sogar auf der Fregatte Ludovicos probeweise eine schwimmende Marineschule einrichtete, scheiterte er am Widerstand der griechischen Marineführung.
Nach einem erneuten Aufruhr im Jahre 1843 bezüglich einer neuen Verfassung mussten alle Fremden das Land verlassen, doch Brommy durfte wegen seiner Verdienste bleiben. Er wurde zwar zur Disposition gestellt, zugleich aber zum Mitglied des Marinegerichts ernannt, das er zeitweise als Erster Vorsitzender führte. Angeblich soll sich Brommy[5] ab diesem Datum vorwiegend in Berlin aufgehalten haben.
Aufbau deutscher Seestreitkräfte
Spätere Jahre
Ein Gedenkstein auf seinem Grab trägt die Inschrift:
„Karl Rudolf Brommy ruht in diesem Grabe,
Der ersten deutschen Flotte Admiral.
Gedenkt des Wackren und gedenkt der Zeiten,
an schöner Hoffnung reich und bittrer Täuschung,
Und welche Wendung dann durch Gottes Fügung.“
Brommy galt als liberaler Schöngeist, der sich nicht nur als Marineoffizier, sondern auch als Schriftsteller und Komponist betätigte.
Erinnerung an Brommy
Admiral-Brommy-Büste im Knoops
Parkin Bremen St. Magnus
Bromme-Denkmal in der Nähe
seines ehemaligen Geburtshauses in
Leipzig-Anger-Crottendorf
Denkmale
Grabdenkmal auf dem Friedhof von Brake-Kirchhammelwarden, 1904 neu gestaltet durch den Bildhauer Roland Engelhard
Admiral-Brommy-Büste im Knoops Park in Bremen St. Magnus
Brommedenkmal an der Breiten Straße in Leipzig in der Nähe des ehemaligen Standorts seines Geburtshauses
Museum
Schiffahrtsmuseum der oldenburgischen Unterweser in Brake mit Sammlungsschwerpunkt Admiral Brommy
Straßen und Plätze
Nach Karl Rudolf Brommy wurden mehrere Straßen und Plätze benannt:
Die Brommybrücke über die Spree in Berlin zwischen den Brommystraßen von Kreuzberg (hier mit der Widmung am Straßenschild: „erster Admiral“) nach Friedrichshain.[6]
Der Brommyplatz in Bremen im Ortsteil Peterswerder im Stadtteil Östliche Vorstadt.
Der Admiral-Brommy-Weg in Bremen, in den Ortsteilen St. Magnus und Lesum im Stadtteil Burglesum.
Die Brommystraße in Bremerhaven (Ortsteil Geestemünde)
Die Brommystraße in Wilhelmshaven mit angrenzendem Park Brommygrün.
Die Brommystraße (seit 1908) in Oldenburg, Stadtteil Nadorst.
Die ehemalige Brommestraße in Leipzig (1885–1950, jetzt Harnackstraße).[7]
Die Brommystraße in Brake/Unterweser, führt vom Hafen zur ehemaligen Brommy-Kaserne (Marine-Ausbildungsbataillon 4).
Schiffe
Die Tecklenborg-Werft in Geestemünde lieferte 1851 die Bark Admiral Brommy (1851) ab.
Die Werft der Gebrüder Gross in Hammelwarden, Schwager von Brommy, lieferten 1860 die Bark Admiral Brommy (1860) ab.
Die Kriegsmarine benannte am 26. November 1937 das ehemalige Minensuchboot M 50 in Brommy um und setzte es als Räumbootbegleitschiff ein.
1938 wurde der ehemalige US-amerikanische Frachter Nawitka (Baujahr 1919, Größe 3.550 t, National Shipbuildung, Orange (Texas), vom Norddeutschen Lloyd als Ausbildungsschiff Admiral Brommy in Dienst gestellt. Es fiel am 16. Dezember 1943 in Bremen-Holzhafen einem Bombenangriff zum Opfer.
In der Bundesmarine gab es von 1959 bis 1965 die Schulfregatte Brommy.
Kaserne
Die ehemalige Admiral-Brommy-Kaserne in Brake (Unterweser), 1936 erbaut, bestand bis 1997
Gaststätten
Im Bremer Stadtteil Östliche Vorstadt (Ortsteil Peterswerder) besteht die nach ihm benannte Kneipe Brommy.
Gesellschaft
Im August 2009 wurde die Carl Rudolph Bromme Gesellschaft Leipzig e. V. gegründet.[8]
Literatur
1939 veröffentlichte der Schriftsteller Adolf Lindemann im Kölner Karl Schroeder-Verlag über Brommy den historischen Roman Deutschlands erster Admiral.
Film
Brommy, dargestellt durch Herbert Hübner, spielt eine wichtige Rolle in dem Propagandafilm Geheimakte W.B.1 von Herbert Selpin (D 1941); einer Biographie über den U-Bootkonstrukteur Wilhelm Bauer.[9]
Verweise
Weblinks
Commons: Karl Rudolf Brommy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Literatur von und über Karl Rudolf Brommy im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Artikel über Karl Rudolf Brommy in der Preußischen Allgemeinen Zeitung
Vortrag von Albrecht Eckhardt: Brake, Brommy und die Bundesflotte beim Schifffahrtsmuseum Brake
Website der Stadt Brake
Konteradmiral Karl Rudolf Brommy
Sammlungsschwerpunkt Admiral Brommy beim Schiffahrtsmuseum der oldenburgischen
Weserhäfen in Brake e.V.
Freilichttheater 1998 in Brake
Angaben zum Ausbildungsschiff Admiral Brommy (ex Nawitka) [1]
Literatur
Sachbücher
Eilhart Eilers: Rudolf Brommy. Der Admiral der ersten deutschen Flotte 1848, Dresden 1939.
Wolfgang Petter: Admiral Brommy in der Literatur. Wie stehen sie zueinander: Dichtung und Wahrheit, Tradition und Geschichte? In: Schiff und Zeit 12 (1980), S. 12-22.
Albrecht Eckhardt: Brake, Brommy und die Bundesflotte, in: Albrecht Eckhardt/Wolfgang Günther/Friedrich-Wilhelm Schaer/Heinrich Schmidt/Friedrich-Wilhelm Winter (Hg.).: Brake. Geschichte der Seehafenstadt an der Unterweser, Oldenburg 1981, S. 156-175.
Albrecht Eckhard/Detlev G. Gross: Brommy und Brake, Oldenburg 1998.
Claus Uhlrich: Carl Rudolph Brommy. Der Admiral der ersten deutschen Flotte. Semikolon-Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-934955-02-9
Originaldokumente Brommys und sein Copierbuch für die Jahre 1828–1849, im Schiffahrtsmuseum der oldenburgischen Weserhäfen in Brake e.V. (Schiffahrtsmuseum Brake); Übersetzungen daraus.
Erwin Wagner: Carl Rudolph Brommy (1804–1860) als Marineoffizier in Griechenland (1827–1849). Isensee-Verlag, Oldenburg 2009, ISBN 978-3-89995-605-4
Jan Murken u.a.: König-Otto-von-Griechenland-Museum der Gemeinde Ottobrunn. Weltkunst-Verlag, München 1995 (Bayerische Museen; Bd. 22)
Bernhard Zebrowski: Brommy, Admiral ohne Flotte. Die erste Reichsmarine von 1848. Neff Verlag, Berlin 1943
Carsten Jöhnk (Hrsg.): Ein Sachse erobert die Welt. Admiral Brommy zum 200. Geburtstag. Schiffahrtsmuseum, Brake 2004, ISBN 3-926294-15-9 (Katalog zur gleichnamigen Ausstellung).
Stichwort: Räumbootbegleitschiffe. Brommy (M 50/M 550), in: Hans Hildebrand/Albert Röhr/Hans Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien - ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart, sieben Bände in einem Band, 3. Aufl. Herrsching ca. 1984, Bd. 7, S. 74f.
Hedwig Schultz: Ein Kranz der Erinnerung um das Bild des Großonkels Brommy. Aus vergilbten Familienbriefen und Erzählungen aus der Kinderzeit zusammengefügt, Rittetgut Schmölen bei Wurzen o.J. (1904).
Antonio Schmidt-Brentano: Die Österreichischen Admirale Band I: 1808-1895, S. 133 f., Biblio Verlag - Osnabrück 1997 ISBN 3-7648-2511-1.
Belletristik
Heinrich Zerkaulen: Admiral Brommy. Schauspiel in 5 Akten. Verl Dietzmann, Hamburg 1972.
Ingo Sax: Brommy, die Freiheit der Meere. Niederdeutsche Bühne, Brake 1998.
Erich zu Klampen: Brommy. Weihespiel für deutsche Einheit, deutsche Freiheit, deutsche Flagge, Brake 1954.